Wohl kaum ein anderes Thema hat die PR-Branche im ausgehenden Jahr 2023 mehr geprägt als künstliche Intelligenz (KI). Für PR-Profis ist es inzwischen unverzichtbar, effektive Anweisungen (Prompts) für KI-Tools wie ChatGPT zu beherrschen. Wie hochwertige KI-Ergebnisse mit Hilfe guter Prompts gelingen können und was es bei der Befehlseingabe für ChatGPT sonst noch zu beachten gilt, lesen Sie hier.
Die Revolution der KI: Wie die neuen Tools das PR-Business verändern
Obwohl das Konzept der künstlichen Intelligenz uns Menschen schon seit Hunderten, wenn nicht sogar Tausenden Jahren beschäftigt, begann der weltweite, ganz große Hype rund um generative KI eigentlich erst im November 2022: Zu diesem Zeitpunkt präsentierte das Unternehmen OpenAI den Chatbot ChatGPT und machte ihn öffentlich zugänglich. Schon nach 5 Tagen hatte ChatGPT bereits eine Mio. Nutzer. Seitdem scheint nichts mehr wie es vorher war. Immer neue KI-Tools werden entwickelt und bereits vorhandene permanent verfeinert, so dass die Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT, Midjourney, DeepLWrite & Co immer umfassender werden. Ob Texterstellung, -bearbeitung und -übersetzung bis hin zur Bildgenerierung, Schreiben von Programmiercodes u.v.m. – um die beeindruckenden Fähigkeiten der KI-Tools auch im PR-Business richtig einsetzen zu können – z. B. als Unterstützung bei der Text- und Bildproduktion, der Recherche neuer Trends und zur Medienbeobachtung – ist die Qualität der Eingabebefehle, die sog. Prompts, entscheidend. Bei einem textbasierten KI-Tool wie ChatGPT bestehen Prompts in der Regel aus einer Frage, Anweisung oder einer Themenvorgabe. Die KI verarbeitet den Prompt und generiert daraufhin eine entsprechende Antwort. Logisch also, dass die KI-Antworten erst dann so richtig gut werden, wenn zuvor ein präziser, sinnvoller Prompt eingegeben wurde.
Richtig prompten: So geht´s
Tipp 1: So klar wie möglich Anforderungen definieren
„Schreibe einen Text über Storytelling“ – ein Prompt wie dieser wird sicher deutlich weniger brauchbare Ergebnisse liefern als „Schreibe einen unterhaltsamen Blogtext mit praktischen Tipps für gutes Storytelling mit max. 600 Zeichen.“ Denn je genauer Sie Ihre Anforderung beschreiben, desto exakter wird das Ergebnis sein.
Tipp 2: So viel Kontext wie möglich eingeben
Wenn Sie z. B. als Energieversorger mit Unterstützung der KI eine Produktbeschreibung eines neuen Sonder-Stromtarif für die Unternehmens-Website verfassen möchten, geben Sie ins Prompt-Feld am besten sämtliche kundenrelevante Details, marketingrelevante Informationen und ggf. auch emotionale Elemente zur Kundenansprache ein. Ein solcher Prompt könnte z. B. lauten: „Erstelle eine Produktbeschreibung für unseren neuen Stromtarif. Die Beschreibung soll insgesamt eine emotionale Verbindung zu unseren Kundinnen und Kunden aufbauen und ihre Bereitschaft wecken, trotz vergleichsweise leicht höherer Kosten auf den neuen Stromtarif umzusteigen: ### Unser neuer Stromtarif „NaturStrom Plus“, der ab dem 1. Januar für alle Kundinnen und Kunden mit Sondervertrag erhältlich ist und aus 100 % Ökostrom besteht. Die KundInnen können von folgenden Vorteilen profitieren: Günstigen Arbeitspreisen, ausgezeichnetem Kundenservice, unserem Förderprogramm für nachhaltige Stromprodukte. ###.“
Wichtig: Immer die Anweisung im Prompt als Erstes formulieren und danach die gewünschten, sachlichen Textinhalte von der reinen Schreibanweisung mit ### oder “““ trennen.
Tipp 3: Trial and error: Das Prinzip der schrittweisen Verfeinerung
KI-Tools wie ChatGPT lernen auf Basis der Anfragen, die an sie gestellt werden. Sie passen ihre Antworten den an sie gestellten Anforderungen an. Deshalb kann es sein, dass ein Prompt, der noch kein zufriedenstellendes Ergebnis erbracht hat, nur an manchen Stellen etwas nachgebessert werden muss. Schon ein paar kleine Veränderungen können die KI-Antwort deutlich passender ausfallen lassen. Deshalb ist das Schreiben von Prompts oft ein Prozess von trial and error – Anpassungen und Ausprobieren lohnt sich unbedingt. Ein Beispiel: „Verfasse einen informativen Text über unser neues Förderprogramm“ – dieser Prompt wird sicher ein gutes, aber nur sehr allgemeines Ergebnis liefern. Wollen Sie es optimieren, verfeinern Sie Ihren Prompt schrittweise: „Verfasse eine neuen Infotext und berücksichtige, dass sich der Text an Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer richtet“. Ist das neue Ergebnis dann zwar besser, aber immer noch nicht optimal, probieren Sie verschiedene Prompt-Formulierungen aus und geben Sie der KI Feedback, z B. „Der Text ist jetzt an die richtigen LeserInnen gerichtet, sollte aber noch stärker auf die Vorteile des Förderprogramms abzielen“. Die KI wird Ihre spezifischen Wünsche immer besser verstehen, je mehr Sie austesten und Rückmeldung geben.
Tipp 4: „Role Prompting“
Haben Sie schon einmal ausprobiert, der KI eine bestimmte Rolle zuzuweisen? Eine solche Rolle kann allgemein gehalten sein, z. B.
die Pro- und Kontra-Rolle: Eignet sich, wenn sie Vor- und Nachteile eines Themas formulieren wollen.
die Expertenrolle: „Nimm die Rolle eines Experten im Bereich Windenergie ein und beschreibe den Aufbau eines Windrads.“ (Beispiel). Damit erhalten Sie einen Text mit fachlichem Schwerpunkt.
Sie können ChatGPT aber auch angeben, den gewünschten Text aus der Rolle bestimmter Persönlichkeiten zu formulieren, deren Eigenschaften die KI imitieren und damit für den Text nutzen soll. Beispiele für solche Persönlichkeiten könnten sein: Barack Obama (durchsetzungsstark, inspirierend, kämpferisch, für soziale Gerechtigkeit), Carmen Miosga (sympatihsch, kompetent, vielseitig interessiert, schlagfertig) oder Papst Franziskus (warm, offen, tiefreligiös, bescheiden, sprachgewandt).
Tipp 5: Format-Vorgaben machen
Wenn an das Format des von Ihnen gewünschten Ergebnisse konkrete Anforderungen haben (z. B. Bullet points, Tabelle etc.), dann integrieren Sie diese ganz konkret in Ihren Prompt. Beispiel: „Erstelle eine Tabelle mit 6 Spalten: Reihenfolge/Nummer, Kategorie, To do, sonstige Anmerkungen, Verantwortlichkeit, Status. Ich möchte die Kategorien Konzeption, Texterstellung, Präsentation haben.“
Tipp 6: No-Gos: Fachjargon oder Ja-/Nein-Fragen
Da ChatGPI Fachjargon oder Slang mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verstehen wird, besser im Prompt darauf verzichten. Auch allgemeine Fragestellungen oder reine Ja- oder Nein-Fragen sind nicht zielführen. Besser den Prompt so spezifisch und präzise wie möglich formulieren (s. Tipp 1).
Tipp 7: Ergebnisse kritisch hinterfragen
KI-Tools sind trotz ihrer teilweise imponierenden Ergebnisse nur Hilfsmittel. Sie können jederzeit fehlerhafte Ergebnisse erzeugen, u. a. indem sie auf unseriöse Quellen zurückgreifen. Deshalb sollten Sie die Ergebnisse der KI immer kritisch hinterfragen und Fakten unbedingt auf ihre Richtigkeit prüfen.