Ist die 16-jährige Schülerin tatsächlich eine Kultfigur der Klimaschutzbewegung oder nur eine ferngesteuerte PR-Marionette?
Spätestens seit ihrer Wutrede auf dem UN-Klimagipfel in New York und ihrer jüngsten Auszeichnung mit dem Alternativen Nobelpreis kennt die ganze Welt ihren Namen: Greta Thunberg. Doch mit der großen Popularität der erst 16-jährigen schwedischen Schülerin und ihrem weltweiten Erfolg im Namen des Klimaschutzes häufen sich – wen wundert´s – auch negative Kritik und Hass-Kommentare. Schon weit vor dem schlagzeilenträchtigen PR-GAU um ihre Reise zur Climate Week 2019 nach Amerika, bei der sie den Atlantik mit einer Segelyacht überquerte, wurden kritische Berichte veröffentlicht. Die Klimaaktivistin sei nur das Produkt eines schwedischen PR-Beraters, der im Hintergrund medienwirksam die Strippen ziehe und auch Gretas Mutter, eine in Schweden bekannte Sängerin, mit einer passenden Buchveröffentlichung für seine Zwecke instrumentalisiert habe.
„Fridays for Future“ mobilisiert Millionen Menschen
Greta selbst konterte Hassbotschaften und Anfeindungen erst vor wenigen Tagen öffentlich: „Ich verstehe nicht, warum erwachsene Menschen ihre Zeit lieber damit verbringen, Kinder und Jugendliche für ihre Hinweise auf die Wissenschaft zu verspotten und zu bedrohen, anstatt etwas Gutes zu tun. Ich nehme an, sie fühlen sich einfach ziemlich bedroht von uns“. Damit könnte „Klima-Greta“ durchaus Recht haben: Allein am vergangenen Freitag, 20. September 2019, folgten Millionen Menschen rund um den Globus dem Aufruf zum dritten globalen Klimastreik von „Fridays for Future“, zu dem ausdrücklich auch Erwachsene eingeladen waren. In Deutschland gingen nach Angaben der Veranstalter an diesem Tag rund 1,4 Millionen Menschen für den Klimaschutz auf die Straße (darunter auch das Team unserer Agentur). Das zeigt, wie ungeheuer groß das öffentliche Interesse am Klimaschutz inzwischen geworden ist. In einer Umfrage der „Forschungsgruppe Wahlen“ vom April dieses Jahres nannte die Mehrheit der Befragten das Themenfeld „Umwelt/Energiewende“ als „eines der beiden wichtigsten Probleme“ in Deutschland – knapp hinter der Migration als dem dringendsten politischen Problem.
Jeder erfolgreiche Mensch braucht Unterstützung
Greta Thunberg und ihre Mitstreiter aus der „Fridays for Future“-Kampagne haben es geschafft, dem Klimawandel ein Gesicht und eine machtvolle Stimme zu verleihen, der Menschen weltweit Aufmerksamkeit schenken und folgen. Dementsprechend geraten Politikerinnen und Politiker unter massiven Druck, deutlich mehr für den Klimaschutz zu tun als bisher. Auch in Deutschland zeigen sich inzwischen erste Auswirkungen dieser Entwicklung (Ausbau der Elektromobilität, Klima-Paket der Bundesregierung, nationaler Waldgipfel usw.). Aber es ist naiv zu glauben, dass ein 16-jähriges Mädchen, so clever es auch sein mag, eine solche Massenbewegung ganz ohne externe Unterstützung auslösen könnte. Doch was soll falsch daran sein, die Hilfe von PR-Strategen anzunehmen und dem eigenen Anliegen mit professionellen Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit mehr Gehör zu verleihen? Im Gegenteil, genau das ist der Weg, den Unternehmen, Organisationen und etliche Einzelpersonen seit Jahrzehnten sehr erfolgreich beschreiten. Was Firmenlenker oder Politiker tun – Kommunikationsziele definieren, Zielgruppen identifizieren und diese mit geeigneten Maßnahmen ansprechen – soll einer Greta Thunberg nicht erlaubt sein? Hier wird ganz offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen. Natürlich unterlaufen der Schwedin und ihrem Team bei ihrer Arbeit auch Fehler – wie der Shitstorm rund um ihre Segelreise nach Amerika zeigt, bei der letztendlich offenbar mehr CO2 als bei einer Flugreise produziert wurde. Thunberg deswegen als Lügnerin und Betrügerin zu beschimpfen, ist übertrieben und unangemessen. Gretas missglückte Atlantiküberquerung damit auf die selbe Ebene wie beispielsweise eine VW-Diesel-Affäre zu stellen, bei der die Verantwortlichen mit voller Absicht über Jahre hinweg betrogen und manipuliert haben, ist durch nichts zu rechtfertigen. Greta Thunberg ist sicherlich für viele eine Projektionsfläche – für die einen im negativen, für die anderen im positiven Sinn. Eines ist sie aber ganz sicher: Eine hochintelligente Schülerin mit Asperger-Syndrom, die felsenfest und keineswegs ferngesteuert hinter ihrer Sache steht. Die die Menschen bewegt wie kaum jemand sonst und ihre eigene Person bedingungslos in den Dienst einer guten Sache stellt. Das beweist sie mit ihren mutigen öffentlichen Auftritten derzeit immer wieder aufs Neue.