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Blackout in Oranienburg? Klartext reden statt Mauern ziehen

Krisenkommunikation SEMRAU KOMMUNIKATION zu Blackout in Oranienburg

In Oranienburg ist das Stromnetz so überlastet, dass keine Wärmepumpen, Wallboxen & Co. mehr angeschlossen werden können. Ein gefundenes Fressen für die Medien und zahlreiche Pessimisten, die den Anfang vom Ende der Energiewende beschwören. Doch statt transparent aufzuklären, üben sich die Verantwortlichen vor Ort in gegenseitigen Schuldzuweisungen. Was PR-Profis stattdessen tun würden, lesen Sie hier.

Die (bisher unbegründete) Angst vor dem Kollaps unserer Stromnetze ist so alt wie der Begriff der Energiewende. Doch jetzt ist in Oranienburg offenbar genau das passiert, wovor in manchen Medien schon seit Jahren regelmäßig mit markigen Worten „gewarnt“ wird: Große Stromverbraucher wie Wärmepumpen und Wallboxen können dort nicht mehr ans Netz angeschlossen werden. Zu groß ist die Gefahr eines Blackouts. Das ist sehr bedauerlich für die betroffenen OranienburgerInnen, peinlich für die Verantwortlichen vor Ort und hätte – will man Berichten wie denen von Spiegel online, Business Punk etc. Glauben schenken – möglicherweise durch den rechtzeitigen Bau eines neuen Umspannwerks verhindert werden können.

Oranienburg ist Einzelfall: Lokale Stromnetze bleiben stabil

Doch den Unkenrufen einiger brandenburgischer PolitikerInnen und anderer sog. Experten zum Trotz, denen der aktuelle Engpass in Oranienburg offenbar wie gerufen kommt, wird die lokale Situation mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Anfang vergleichbarer Engpässe im Niederspannungsnetz deutscher Städte und Kreise sein. Denn ich begleite seit vielen Jahre KundInnen aus dem Stadtwerkeumfeld und weiß daher aus erster Hand, wie ernst die große Mehrheit der regionalen Energieversorger das konstante Monitoring „ihrer“ Stromnetze vor Ort nimmt. Schließlich ist die Energiewende nicht erst seit gestern ein Thema. Und seitdem der vollständige Abschied vom Erdgas bundesweit für 2045 geplant ist, steht die Netzertüchtigung und der Stromnetzausbau ganz oben auf der Agenda sämtlicher regionaler Energieversorger.

Zusammenarbeit vor Ort: wichtige Voraussetzung für Netzausbau

Wichtig zu wissen: Für den Netzausbau werden Umspannwerke benötigt, von denen es heute in ganz Deutschland noch viel wenige gibt. Doch neue Umspannwerke brauchen sehr viel Platz – etwa vier Fußballfelder pro Werk. Lokale Energieversorger müssen deshalb mit der jeweiligen Stadtspitze und den zuständigen Planungsbehörden eng zusammenarbeiten, um die Energieinfrastruktur von heute und morgen rechtzeitig an den rasant steigenden Strombedarf anzupassen. Und das geschieht in der Regel reibungslos und vorausschauend. Womit wir wieder in Oranienburg wären: Hier hat das Zusammenspiel der verantwortlichen Akteure vor Ort ganz offenbar einmal nicht geklappt und zu einem großflächigen Stromengpass geführt. Dass das jetzt medial ausgeschlachtet und von manchen sogar als „Anfang vom Ende“ der städtischen Stromnetze bezeichnet wird, liegt aus meiner Sicht vor allem an der ungeschickten Kommunikation der Verantwortlichen in Oranienburg. So informierten die zuständigen Stadtwerke kurzfristig per Pressemitteilung, dass „Anmeldungen von Hausanschlüssen vorab nicht mehr genehmigt“ werden würden. Schuld sei die Betreiberin des vorgelagerten Hochspannungsnetzes, die „keine zusätzlichen Kapazitäten mehr bereitstellen“ könne. Erst deutlich später im Text hieß es: „Die Stadtwerke arbeiten zusammen mit der Hochspannungsnetzbetreiberin (…) mit Hochdruck an einer Zwischenlösung, um den Engpass zu beseitigen, bis der Neubau des Umspannwerks der Stadtwerke Oranienburg in Betrieb gehen kann. Der Neubau wird die Versorgungssicherheit in Oranienburg gewährleisten.“ Den Bau dieses zur Problemlösung benötigten Umspannwerks treibe man außerdem schon seit 2023 voran, betonen die Stadtwerke. Wie inzwischen in „Spiegel online“ zu lesen ist, wurde der entsprechende Beschluss zur Finanzierungsgenehmigung des neuen Umspannwerks aber erst in der vorigen Woche durch die Oranienburger Stadtverordneten gefällt. Das hieße, ein Neubau wäre nicht vor 2026 fertig. Reichlich spät, um die aktuelle Engpass-Situation zeitnah zu entzerren.

No go in der Krisenkommunikation: Schuld auf andere abwälzen

Die öffentlich beschuldige Betreiberin des vorgelagerten Hochspannungsnetzes weist ebenfalls jegliche Verantwortung für die missliche Lage in Oranienburg von sich und spricht gegenüber Spiegel von einem „Kapazitätsproblem der Stadtwerke“. Zwischen diesen ungeklärten Fronten und gegenseitigen Schuldzuweisungen befinden sich schließlich die Oranienburger Verbraucherinnen und Verbraucher, die ihre Neubauten bis auf Weiteres nicht mehr mit Wärmepumpen, Wallboxen & Co. versorgen können. Das ist nicht nur ein fatales Zeichen für die dringend benötigte Energiewende. Auch alle anderen regionalen Energieversorger geraten mit der täglich größer werdenden öffentlichen Debatte um die Stabilität der Stromnetze jetzt unter Druck. Sie müssen öffentlich rechtfertigen, dass in ihrem Versorgungsgebiet nicht derselbe GAU passieren kann wie in Oranienburg.

Krisenkommunikation als Schlüssel: 5 Empfehlungen für Oranienburg

Wie eine Unternehmenskrise verläuft, hängt entscheidend vom Krisenmanagement und der Krisenkommunikation ab. Letztere spielt eine zentrale Rolle innerhalb des Krisenmanagements, denn sie trägt wesentlich zur Bewältigung der Krise bei – oder kann wie im aktuellen Beispiel auch das Gegenteil bewirken, wenn sie nicht professionell aufgesetzt ist.

Um die gegenwärtigen Herausforderungen in Oranienburg zu bewältigen und das verlorengegangene Vertrauen der Öffentlichkeit wiederzuerlangen, empfehle ich folgende strategische Maßnahmen zur Optimierung der Krisenkommunikation:

#1 Gemeinsame, zeitnahe Krisenkommunikation aller verantwortlichen Akteure statt gegenseitiger Schuldzuweisungen.

#2 Offene, transparente Aufarbeitung und Erläuterung der Umstände, die zu der misslichen Situation in Oranienburg geführt haben. Mögliche eigene Fehler anerkennen, entstandene oder mögliche Schäden auf keinen Fall herunterspielen oder nur scheibchenweise zugeben (Salamitaktik).

#3 Öffentliche Entschuldigung an die betroffenen OranienburgerInnen, Etablierung von Dialog- und Austauschformaten, um die Bedürfnisse der Betroffenen zu erkennen und auf sie eingehen zu können.

#4 Proaktive Kommunikation aller Maßnahmen, die ab jetzt zur Problemlösung durchgeführt werden, z. B. mit kontinuierlichen Updates über die nächsten Schritte und Handlungen, um die öffentliche Meinung und Berichterstattung besser kontrollieren und gestalten zu können.

#5 Auf professionelle Unterstützung setzen, z. B. eine erfahrene PR-Agentur an Bord holen, um die Verantwortlichen vor Ort zu entlasten.

Sie haben Fragen, benötigen Unterstützung oder Beratung im Krisenfall? Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme.

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